XR Youth kampaignt an zwei T-Kreuzungen in Hamburg-Winterhude: Bericht, Video und eine kleine Kritik an der Kommunikation zwischen XR und Medien
(sel) Am 20.10.2019, einem Sonntag, hat das Hamburger Jugendnetzwerk von Extinction Rebellion (XR; XR Youth) zwei belebte Verkehrspunkte in HH-Winterhude blockiert. Ca. dreißig Schüler im Alter von ca. 16-20 Jahren standen, begleitet von einem etwas älteren XR-Öffentlichkeitsarbeitsteam, mit Gitarre, Pappschildern und Transparenten zwischen 11 und 16 Uhr fast immer zur vollen Stunde für 5 Minuten an den Ampeln Wiesendamm/Goldbekufer und ab 14 Uhr (Video) Jarrestrasse/Barmbeker Strasse, der Verkehr musste stillhalten. Die fünf Minuten zeigten sie den Autofahrern sogar pflichtgemäß in einem Countdown auf vorbereiteten weißen Zetteln an. Die Stimmung war durchweg entspannt, sowohl bei der Aufsicht führenden Polizei (die beiden Events waren angemeldet) als auch bei Demonstranten und Autofahrern. Nach jeder Blockade zogen sich die Aktivisten zurück (etwa auf einen nahe gelegenen Spielplatz) und hielten eine Art interne Supervision, „besprechen, was wir gerade erlebt haben“, drückte es eine begleitende XT-Dame vom Presseteam aus. Winterhude war die erste Aktion dieser Art von so jungen XT-Menschen in Hamburg. Am Tag zuvor hatte die XT-Hamburg-Sektion offenbar nicht nur die Polizei informiert, sondern sich auch an die örtliche Presse gewandt, etwa an die Hamburger Morgenpost (Mopo bzw. mopo.de) und an das Hamburger Abendblatt. Deren detaillierte Berichterstattung zu den Zeiten und Orten war – größtenteils falsch und missverständlich: ein Ort wurde nicht korrekt angegeben, mehrere Zeiten waren auch falsch (zu früh oder zu spät). Ergebnis: viel weniger Aufmerksamkeit für den Protest. Es waren relativ wenig Medien vor Ort, überhaupt keine Nachbarn (an einem Sonntag im dicht besiedelten Winterhude!). Eine an sich gelungene kreative Protestaktion (fast) unter Ausschluss der Öffentlichkeit und des Viertels – nur weil die Terminkoordination nicht stimmte bzw. irgendjemand (seitens XR oder Medien) nicht klar kommuniziert hat. Kein Beinbruch, aber bedauerlich. Dieser kleine Fall zeigt, wie wichtig in einer Kampagne Klarheit und Verlässlichkeit in der Übermittlung von Fakten sind. Am Beispiel, wieviel Schaden theoretisch angerichtet werden kann, wenn man solche vermeintlichen Kleinigkeiten missachtet: Die Polizei wird nicht begeistert gewesen sein, Kräfte zu Zeiten abstellen zu müssen, an denen gar nichts passiert. Die Leser der beiden oben genannten Medien fühlen sich veräppelt, desgleichen andere Journalisten (die auch Abendblatt und Mopo lesen), die berichten wollen. Die XR-Aktivisten bekommen weniger Aufmerksamtkeit, als sie sich vielleicht wünschen und verdienen und es gibt dann möglicherweise Unmut (über schlechte Außenkommunikation) im Hamburg-Teil der Bewegung. Die Abendblatt- und Mopo-lesenden Autofahrer, XR-Gegner und/oder notorischen Facebook-Pöbler dieser Art fühlen sich bestätigt: Die Kinder bekommen es mal wieder nicht auf die Reihe, nicht mal die Uhrzeit können die. Fazit: Schlechte Kommunikation innerhalb einer Kampagne kann dazu führen, dass alle nur verlieren. Gewinner gibt es hier nicht. Wenn so etwas öfter passiert, kann das für eine ja sehr erfolgreiche Kampagne und Bewegung schlimmer sein als etwa die Kritik von Jutta Ditfurth an Extinction Rebellion, die derzeit die Gemüter so erregt.